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Die weite Reise der Bauteile von Ariane 5 und Ariane 6 21.10.2022 |  5 Minuten

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Wie baut man eine Rakete über einen ganzen Kontinent verteilt? 

 

Mit einer Menge Organisation und Planung! Zum Sommerausklang nehmen wir Sie nochmals mit auf die verschiedenen Reisen unserer Raketenteile.

@arianegroup

 

In Sachen Triebwerke starten wir an unserem französischen Standort Vernon in der Normandie (Frankreich). Hier montieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ArianeGroup die Triebwerke Vulcain 2, Vulcain 2.1 und Vinci für die Ariane 5 und die Ariane 6. 

Die Triebwerke werden anschließend verpackt. Zum Schutz der außergewöhnlich komplexen Einzelteile werden zahlreiche Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Das Vinci-Triebwerk, das die Oberstufe der Ariane 6 antreiben wird, muss auf eine lange Reise gehen, um mit der Stufe verbunden zu werden. 

@ArianeGroup

 

Vinci wird auf dem Landweg von Vernon in der Normandie an den ArianeGroup-Standort Bremen befördert, wo es in die dort montierte Oberstufe eingebaut wird. Auf diesem Bild fallen insbesondere die schwarzen, kugelförmigen Heliumtanks auf. Sie tragen dazu bei, das Treibstoffverhalten innerhalb der Stufe besser zu kontrollieren.

@ArianeGroup

 

Nach der kompletten Integration wird die Stufe waagerecht in einen Container verpackt. Ein großer Anhänger nimmt das 11,6 m lange Transportgut auf.

@ArianeGroup

 

Die Raketenstufe ist derart groß, dass für ihre langsame Fahrt zum nur 7 km entfernten Hafen in Neustadt alle Straßen gesperrt werden müssen. Kein Vergleich zur Durchschnittsgeschwindigkeit von 7.000 km/h, mit der die Rakete später einmal ihre Missionen absolvieren wird!

Währenddessen legen die ersten Vulcain 2.1-Triebwerke der Ariane 6 in Frankreich vom Standort Vernon aus eine relativ kurze Strecke zum Werk in Les Mureaux (in der Nähe von Paris) zurück. Hier erfolgt die Integration in die Ariane 6-Hauptstufe.

© ARIANEGROUP/PEPPERBOX/J. HAZEMANN

 

Sie sehen, dass die Hauptstufe bereits von Anfang an horizontal gebaut wird. Dies ist eine der Neuerungen der Ariane 6 zur Unterstützung und Beschleunigung der Integration. 

In der Folge kommt die Stufe in einen Container. Da der Standort Les Mureaux direkt an der Seine liegt und über einen eigenen Zugang zum Fluss verfügt, kann der Container hier direkt aufs Schiff verladen werden.

@ArianeGroup

 

Weiter geht die Reise über 142 km den Fluss entlang nach Le Havre. Auf der Straße müsste man 160 km zurücklegen und zahlreiche Engstellen durchfahren.

Die Reise der Nutzlastverkleidung beginnt in der Schweiz, genauer in Basel bei Beyond Gravity. Das Unternehmen ist seit Jahren Spezialist für diesen Teil der Rakete. Auf der vorliegenden Abbildung sind mehrere Fairing-Hälften der Ariane 5 (insbesondere jene für den Start des James-Webb-Weltraumteleskops) zu sehen. 

©Beyond Gravity

©Beyond Gravity

 

Die Container für die oftmals mit dem Logo der Europäischen Weltraumorganisation ESA gekennzeichneten Nutzlastverkleidungen sind aufgrund ihrer Halbkreisform leicht erkennbar. Sie gewährleisten den bestmöglichen Schutz der Nutzlast.  

Die Strecke zwischen Basel und Emmen (Niederlande) wird per LKW zurückgelegt. Wie im Fall der Oberstufe müssen auch hier Straßen gesperrt werden und es bedarf eines ausgewiesenen Spezialtransports. Daher werden diese Fahrten über 722 km vorwiegend in der Nacht unternommen.

©Beyond Gravity

©Beyond Gravity

 

In Emmen wird die Nutzlastverkleidung auf einen Rheindampfer verladen und weiter geht’s auf einer 5-7-tägigen Fahrt nach Rotterdam (Niederlande).

©Beyond Gravity

©Beyond Gravity

Nach der Ankunft in Rotterdam verladen die Teams die Nutzlastverkleidung auf das Schiff, mit dem später auch die anderen Raketenkomponenten befördert werden.

Sobald man alle Einzelteile versammelt hat, steht nur noch die Fahrt der besonderen Fracht über den Atlantik an. Mit dem Schiff dauert diese Reise über 7.000 km zwischen 10 Tagen und 2 Wochen. 

Nach der Ankunft in Kourou führt die Reise erneut auf dem Landweg zum Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana, das nur wenige Kilometer vom Hafen entfernt liegt. Die Straßen vor Ort wurden eigens an die riesigen Container angepasst, damit auch die letzte Etappe der Reise problemlos von statten gehen kann.

Nach der Ankunft in der Montagehalle werden die Bauteile entladen und es wird sichergestellt, dass sie unbeschädigt sind. Um startbereit zu sein, müssen die Einzelteile dann nur noch zusammengesetzt werden!

 

Ein englisches Sprichwort sagt, „it takes a village“, um Großes zu vollbringen. Manchmal arbeitet sogar ein ganzer Kontinent zusammen! Wir haben Sie hier mit auf die Reise genommen, um aufzuzeigen, wieviele Orte, Kilometer, Mitarbeitende und Maßnahmen erforderlich sind, um unsere Trägerraketen von Anfang bis Ende zu realisieren. Ein ganzer Kontinent arbeitet sozusagen Hand in Hand, indem er aus unterschiedlichsten Einzelteilen zuverlässige Raketen entstehen lässt, auf die ganz Europa stolz ist.