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[ITW] Charlotte Bakouche von ArianeWorks ebnet Raketen den Weg in die Zukunft 27.04.2021 |  3 Minuten

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Fortsetzung unserer Gesprächsreihe mit Beschäftigten mit unterschiedlichem Berufshintergrund

Nach einer 14-jährigen internationalen Raumfahrtkarriere in führenden europäischen Unternehmen der Branche ist die mehrsprachige Managerin mit französisch-italienischen Wurzeln heute für die Unternehmensentwicklung bei ArianeWorks verantwortlich.

Können Sie uns von Ihrer Laufbahn bei ArianeGroup erzählen?

2016 bin ich bei ArianeGroup in die Programme zur Gestaltung der Zukunft ziviler Trägerraketen eingestiegen. Dabei habe ich insbesondere am zukunftsweisenden Prometheus®-Projekt der Europäischen Weltraumagentur ESA mitgewirkt. Das ist ein europäischer Demonstrator für eine kostengünstige und wiederverwendbare Triebwerkslösung, die Flüssigsauerstoff oder Methan verbrennt oder auf ISRU-Basis (In-Situ Resource Utilisation) funktioniert. Ziel ist die Testung auf der Mondoberfläche mit Ariane 6.

Zu ArianeWorks bin ich im Februar 2019 im Zuge der Gründung der Plattform gestoßen.

Worum geht es bei ArianeWorks prinzipiell?

Die französische Raumfahrtagentur CNES und ArianeGroup haben ArianeWorks vor zwei Jahren als Innovationsbeschleuniger ins Leben gerufen. Mit Hilfe der Plattform möchten wir im Bereich der Wiederverwendung europäischer Trägerraketen einen Quantensprung machen, indem wir einige Jahre „überspringen“, und gemeinsam mit europäischen Startups Innovationsprozesse öffnen.

Öffentlicher und privater Sektor arbeiten Hand in Hand, wobei die Mitarbeitenden der beteiligten Akteure mit vereinten Kräften an der beschleunigten Umsetzung des Themis-Demonstrators für eine kostengünstige und wiederverwendbare Raketenstufe arbeiten.

Welche Rolle hat ArianeWorks in Bezug auf die Teams von CNES und ArianeGroup?

Mit „Rückendeckung“ durch 10.000 erfahrene Raketentechniker der beteiligten Unternehmen und unsere jeweiligen Unternehmensleitungen begleiten und beschleunigen wir in einem kleinen, aber äußerst leistungsfähigen Team innovative Prozesse. Wir sind im wahrsten Sinn des Wortes ein bunter Haufen was Laufbahn, Alter, Know-how und Berufsfelder anbelangt. Was uns alle verbindet, sind Vertrauen und Zusammenhalt.

Ausschlaggebend für den Erfolg unseres Vorhabens sind Koordination, Transparenz, Information und Kommunikation innerhalb der Teams.  Ohne Engineering und Support wäre das alles nicht möglich!

Wie ist die Plattform überhaupt entstanden?

Anfangs waren wir rund ein Dutzend. Was wir hatten, waren klare Zielvorgaben und organisatorischer Handlungsspielraum. So manchen könnte das überfordern, aber für uns war es durchaus förderlich. Wir haben all unsere Kompetenzen aufgelistet und dann das Beste aus jeder/jedem Einzelnen herausgeholt. Deshalb wissen auch alle ganz genau, was sie zu tun haben und was nicht. 

Rückblickend wurden in der Vergangenheit mit der Unterzeichnung der Themis-Startphase im Rahmen der letzten ESA-Ministerkonferenz und den verschiedenen Tests mit KMUs und Startups sowie der Einführung Agiler Arbeitsmethoden, die unsere branchenüblichen Vorgehensweisen über den Haufen warfen, stets die richtigen Entscheidungen getroffen. Die Ergebnisse sind nicht nur erfreulich, sondern auch offensichtlich.

Wodurch haben Sie Lust auf dieses Abenteuer bekommen?

Das Thema Innovation zieht sich wie ein roter Faden durch meine gesamte berufliche Laufbahn und prägen auch meine bisherige Tätigkeit bei ArianeGroup. Bei der Gründung von ArianeWorks dabei zu sein, war für mich deshalb der nächste logische Schritt. Mein profundes fachliches Know-how einer Gruppe von Menschen zu vermitteln und dadurch die Zukunft der europäischen Trägerraketen mitzugestalten, schien mir nicht nur verlockend, sondern stellte auch eine nicht zu unterschätzende Herausforderung für mich dar!

Welches sind die unterschiedlichen Aspekte Ihrer Position?

Mein Aufgabenbereich ist die Themis-Finanzierung auf Basis innovativer Partnerschaften, die wir vor allem mit regionalen, nationalen und europäischen Institutionen eingehen. 

Haben Sie schon als Kind von der Raumfahrt geträumt?

Anders als bei meinen IngenieurkollegInnen verspürte ich keine Berufung. Wie alle Kinder war natürlich auch ich ein Fan des Weltraums und der Sterne. Eine echte Leidenschaft habe ich aber erst durch einen Zufallsjob in der Raumfahrt entwickelt. Da ich Italienisch und Französisch beherrsche und mir auch beide Kulturen vertraut sind, war ich genau die Person, nach der mein damaliger Arbeitgeber suchte.

Inwiefern leben Sie diese Leidenschaft heute aktiv aus?

Die Raumfahrt gehört zu mir und meinem Leben. Selbst während meines Urlaubs bin ich zu Raketenstarts gefahren und stelle dafür meinen Wecker schon mal auf 3 oder 4 Uhr morgens, um ja nichts Spannendes zu versäumen. Den Kindern meiner Bekannten schenke ich Spielsachen, die mit Raumfahrt zu tun haben, damit sie sich wie ich mit dem Space-Virus infizieren! (lacht)

Haben Sie Tipps für all jene, die zwar gerne in dieser Branche arbeiten würden, aber keine technische Ausbildung haben?

Wenn man kein Techniker ist, muss man dranbleiben, sich anpassen, Motivation zeigen und sich behaupten. Zumal die ExpertInnen gerne ihr Wissen mit anderen teilen, sollte man neugierig und wissbegierig sein und sich nicht davor scheuen, Fragen zu stellen, denn nur dann kann man mitreden. In diesem Umfeld zu arbeiten und sich weiterzuentwickeln, ist ein echtes Privileg.

Haben Sie was die Raumfahrt betrifft auch einen persönlichen Traum?

Ich will auf gar keinen Fall ins All! (lacht) Zwei Riesenträume hätte ich aber schon. Einerseits würde ich gerne einen Großteil des Weltraumschrotts beseitigen können. Mit dem Projekt Clean Space zählen wir ja bereits zu Europas Pionieren in diesem Bereich und sollten unbedingt dranbleiben. Andererseits möchte ich gerne Zeugin sein, wenn ein europäisches Modul auf dem Mond landet!