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Interview: Violette Edwards liebt das Meer und gibt Einblicke in ArianeGroups Welt der nachhaltigen Entwicklung 11.02.2021 |  7 Minuten

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Die Nachhaltigkeitsverantwortliche bei ArianeGroup nennt die Beweggründe für ihren ambitionierten Einsatz in diesem Bereich.

Violette Edwards erlangte 2011 ihren Master in Internationalen Beziehungen und Risikomanagement am Institut Sciences Po in Bordeaux (Frankreich) und machte 2012 am Firmensitz von Safran erste Erfahrungen in der Industrie. 2016 erlebte sie die Gründung von ArianeGroup hautnah mit, ist aktuell zuständig für nachhaltige Entwicklung und lenkt den Bereich Corporate Social Responsibility (CSR) der Gruppe.

Was verbirgt sich hinter dem Begriff nachhaltige Entwicklung?

Alle Unternehmen nehmen aufgrund ihrer Aktivitäten, ihrer Standorte oder der von ihnen genutzten Ressourcen auf die eine oder andere Art Einfluss auf ihre Umgebung und haben damit auch Verantwortung für diese. Nachhaltige Entwicklung ist die Verbindung von drei Bereichen: Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft. Es handelt sich also um eine inklusive, faire Entwicklung, die die Ressourcen der Erde und – in unserem Fall – die Ressourcen des Weltraums schont.

Dieses Bewusstsein hat zur Konzeptentstehung der sozialen Verantwortung von Unternehmen (Corporate Social Responsibility) geführt. Letztlich geht es dabei um die Art und Weise, wie ein Unternehmen zur nachhaltigen Entwicklung beiträgt und sich in die Gesellschaft als Ganzes einfügt.

Was bedeutet das für ArianeGroup?

Gemäß unserer Vision „Wir sind Vorreiter für Europas Zugang zum Weltraum, zum Wohl aller Menschen in einer sicheren Welt“, möchten wir sicherstellen, dass der Zugang zum Weltraum ein Mittel zur Förderung der Nachhaltigkeit auf der Erde bleibt und den Alltag der Menschen positiv beeinflusst.

Aufgrund unserer Missionen übernehmen wir aber auch eine Rolle innerhalb der Zivilgesellschaft: wir ermöglichen Europa einen unabhängigen und souveränen Zugang zum Weltraum, insbesondere mit der Trägerrakete Ariane, und tragen außerdem durch die französische ozeanische Abschreckungskraft zum Schutz der Bürger bei.

"Wir sind Vorreiter für Europas Zugang zum Weltraum, zum Wohl aller Menschen in einer sicheren Welt".

Welche Aufgaben hat man als Verantwortliche für nachhaltige Entwicklung bei ArianeGroup?

Bei meiner Arbeit dreht sich so ziemlich alles um Analysieren, Prioritäten setzen und Unternehmensziele stecken. Darauf folgt die Umsetzung mit der Bestimmung von Führungsleitlinien und einem Strategieplan bzw. einer Roadmap. Alle internen und externen Beteiligten sind in die Unternehmensstrategie miteinzubinden. Am Ende sollten nachhaltige Entwicklung und Funktionsweise des Unternehmens, das sogenannte Business Model, nahtlos miteinander verschmelzen.

Beruflich bewege ich mich an den Grenzen zwischen Projekt- und Change Management. Ich versuche nämlich in allen Bereichen der Gesellschaft Bewusstsein für die Herausforderungen rund um das Thema nachhaltige Entwicklung zu schaffen und sicherzustellen, dass wir diesbezüglich alle im selben Boot sitzen.

Und was ist der Stand der Dinge?

In unserem Engagement für Nachhamtigkeit haben wir unsere Schwerpunkte inzwischen eindeutig definiert und systematisiert. Aktuell befassen wir uns mit der Ausarbeitung und Umsetzung von Roadmaps für all unsere Abteilungsleitungen. In Bereichen wie Gesundheit-Sicherheit-Umwelt oder Energie stehen uns diese seit langem zur Verfügung. Die Roadmap im Bereich Verantwortungsvolle Beschaffung ist hingegen neueren Datums, jene der “Green“ IT erst im Aufbau.

Die Ausarbeitung unserer Klima-Roadmap im Rahmen des Green Deals spiegelt sich zwangsläufig auch in unseren Produkten wider. Um unseren ökologischen Fußabdruck zu verkleinern und unter anderem auch die Trägerraketen von Morgen zukunftsgerecht zu gestalten, agieren wir in Übereinstimmung mit Kunden und Partnern wie der französischen Rüstungsbeschaffungsbehörde DGA und den französischen und europäischen Raumfahrtagenturen.

Außerdem werden wir 2021 unseren ersten Bericht über nachhaltige Entwicklung veröffentlichen.

Können Sie uns kurz Ihren Werdegang schildern?

Ich habe am Institut Sciences Po in Bordeaux die beiden Studiengänge Internationale Beziehungen und Risikomanagement belegt. Mein Berufspraktikum absolvierte ich anschließend bei Alcatel-Lucent (dem heutigen Nokia), bevor ich 2012 am Firmensitz von Safran eingestiegen bin. Dank meiner leitenden Tätigkeit im Bereich der Sicherheit auf internationaler Ebene konnte ich mich in die Raumfahrtbranche einarbeiten und angesichts 75.000 Mitarbeitender Risikomanagement absolut lebensnah erfahren.

Zu ArianeGroup stieß ich im Zuge der Unternehmensgründung. Damals arbeitete ich in der Abteilung Ethics & Compliance im Bereich Change Management. Mit der Schaffung der Position Nachhaltige Entwicklung habe ich den Wechsel von einem risikobasierten zu einem chancenbasierten Ansatz vollzogen.

Woher rührt Ihr Interesse an nachhaltiger Entwicklung?

Meine Heimat ist das Baskenland. Dort bin ich zwischen Bergen und Küste inmitten der Natur aufgewachsen. Ich liebe das Meer und Wassersportarten wie Segeln oder Tauchen.

Der Umweltschutz ist daher ein Thema, dass mich ungeheuer bewegt und meine alltäglichen Handlungen beeinflusst. Ich bin sozusagen eine Überzeugungstäterin und möchte helfen, Veränderungen herbeizuführen.

Haben Sie einen Tipp für Weltraumfans, denen nachhaltige Entwicklung etwas bedeutet?

Bleiben Sie neugierig, informieren Sie sich, hinterfragen Sie und fordern Sie Dinge ein! Man sollte auch eigene Projekte initiieren, aufklären und sich zusammenschließen. Jede Mini-Initiative trägt dazu bei, dass nachhaltige Entwicklung Einzug in unser aller Leben hält. Unabhängig von Beruf oder Ausbildung kann jeder einzelne seinen Beitrag leisten, denn Großes fängt bekanntlich im Kleinen an.