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Elixir™: ArianeGroup revolutioniert die Entsorgung von Industrieabfällen 09.02.2024 |  6 Minuten

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Fernab des Weltalls, in das die Raketen von ArianeGroup starten, entstehen Projekte, die ebenso faszinierend sind. In Bordeaux, genauer gesagt am Standort Saint-Medard-en-Jalles, leitet Alain Igel das Programm Elixir™. Dieses umweltfreundliche Verfahren nutzt die Technik von ArianeGroup zur Aufbereitung von Industrieabfällen wie Raketentreibstoff. Alain Igel berichtet über die Funktionsweise dieser Anlage und ihre Ziele.

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Ziel: Dekontamination

Seit 2017 hat das Elixir™-Verfahren in der Abteilung Dekontamination von ArianeGroup einen weiten Weg zurückgelegt. Die Anlage wurde eigens konzipiert, um Abfall wesentlich sauberer als herkömmliche Verbrennungstechnologien zu verarbeiten und zukünftige Normen für Dekontaminationsverfahren nicht nur zu erfüllen, sondern sogar vorwegzunehmen. Da es am Markt keine effiziente Lösung gibt, hat ArianeGroup mit Unterstützung der Region Nouvelle-Aquitaine und in Zusammenarbeit mit dem dänischen Start-up-Unternehmen Aquarden Technologies die Wirksamkeit eines ebenso innovativen wie einfallsreichen Verfahrens im industriellen Maßstab nachgewiesen. Und all das dank der Kraft des Wassers.

„Sanierung, Dekontamination und Abbau zählen zu den Kompetenzen, die wir intern für unseren eigenen Bedarf entwickelt haben und dank unseres Reifegrads auf den Markt bringen können.“

Alain Igel - Leiter des Programms Elixir™

Der vierte Zustand des Wassers

Wir kennen Wasser in festem, flüssigem oder auch gasförmigem Zustand, aber unter ganz bestimmten Bedingungen erreicht es einen neuen, den sogenannten superkritischen Zustand. Bei einem Druck von 220 bar und einer Erhitzung auf 374°C bleibt Wasser flüssig, aber seine Dichte verringert sich um den Faktor 10. Unter diesen Bedingungen wiegen 100L Wasser nur 10kg. In diesem Zustand weist Wasser ähnliche Eigenschaften wie Gas auf und dient als hervorragendes Lösungsmittel für alle organischen Stoffe. Somit vermischen sich die Abfälle perfekt mit dem superkritischen Wasser, das sie in einer nahezu perfekten Reaktion bis auf atomare Ebene zersetzt. Es handelt sich um eine Oxidationsreaktion, wie Feuer ohne Rauch, die nicht nur die Energie aus dem Abfall zurückgewinnt, um sich selbst zu versorgen, sondern auch keinerlei Schadstoffe in die Atmosphäre abgibt. Je nachdem, welcher Abfall behandelt wird, tritt nur etwas saures Wasser ohne organische Bestandteile aus. Nach einer einfachen Behandlung in einer Biostation kann es in die Natur eingeleitet werden. Kein Vergleich zu den komplexen Nachbehandlungssystemen, die in Müllverbrennungsanlagen eingesetzt werden.

„Eine Anlage wie diese kann zwischen 100 und 150 Tonnen festen Abfall und etwa 1500 m3 flüssigen Abfall verarbeiten. Sie ist äußerst flexibel, leicht zu stoppen und ermöglicht es, bei Bedarf mehrmals täglich den Abfall zu wechseln."

Alain Igel - Leiter des Programms Elixir™
    01 01
    * Festzustand
    * Flüssigzustand
    * Gaszustand
    * Superkritischer Zustandgas
    * Tripelpunkt
    0°C, 0.006 bar
    * Atmosphärischer Siedepunkt
    100°C, 1.01325 bar
    * Kritischer Punkt
    374°C, 220 bar


    ((((y-axis – as in French))))


    Die Vorteile von superkritischem Wasser

    Elixir™ ist ein eigenständiges Verfahren. Diese ebenso flexible wie mobile Anlage findet auf 200 m2 Platz und kann in weniger als 15 Tagen an einen anderen Ort transportiert werden. Der vollständig abgeschlossene Abfallbehandlungsprozess optimiert nicht nur die Sicherheit der Bediener, sondern ist auch im Vergleich zu einer herkömmlichen Müllverbrennungsanlage energiesparend. Die Emissionen von Elixir™ sind sehr gering und mit jenen eines Autos der neuesten Generation (Crit‘Air1) vergleichbar. Diese saubere Lösung hat zudem den Vorteil, dass sie an größere Mengen angepasst werden kann, indem einfach die Anzahl der Reaktoren erhöht wird. Raketentreibstoff, Unkrautvernichtungsmittel, Pharmazeutika… Alle organischen Abfälle können verarbeitet werden, sofern man einige davon vorher verdünnt. Deshalb bietet ArianeGroup den verschiedenen Industrieunternehmen an, ihre eigenen Abfälle zu behandeln bzw. die Anlage direkt auf ihrem Gelände zu installieren.

    „Die Möglichkeit, die Umweltverschmutzung durch bestimmte Gase dank des Elixir™-Verfahrens drastisch zu reduzieren, ist eine großartige Nachricht für den Planeten. Heute sind die technischen Entwicklungskapazitäten von ArianeGroup breit gefächert, und sie in den Dienst von Umwelt- oder Gesundheitsanliegen zu stellen, ist ein sehr befriedigendes Gefühl."

    Alain Igel - Leiter des Programms Elixir™
      01 01
      * H2O+ ABFÄLLE
      * O2
      * CO2
      * N2
      * H2O+ SÄUREN
      * REAKTOR
      * Hitze / Hochdruck
      * Metallic charges

      Nicht mehr ganz so ewige Schadstoffe

      Die nächste Elixir™-Anlage von ArianeGroup wird in Toulouse an einem Chemiestandort des Konzerns errichtet, um das Problem der PFAS-Kontamination in Angriff zu nehmen. Diese perfluorierten Produkte wie Teflon werden als „ewige Schadstoffe“ bezeichnet, da sie extrem widerstandsfähig sind und sich nicht auf natürliche Weise abbauen. Aufgrund des Ausmaßes der Kontamination sind sie aufgrund ihrer vermuteten oder sogar nachgewiesenen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit zu einem Gesundheitsproblem geworden. ArianeGroup ist ein Vorreiter mit langjähriger Erfahrung in der Industrie und befindet sich hier nicht mehr im Versuchsstadium. Es handelt sich um eine konkrete und wirksame Lösung zur Beseitigung von PFAS, da selbst „ewige Schadstoffe“ den Kräften des überkritischen Wassers nicht widerstehen. Durch den Einstieg in den PFAS-Markt stellt ArianeGroup ihre technischen Entwicklungskapazitäten in den Dienst der Umwelt und des öffentlichen Gesundheitswesens. 

      „Wir arbeiten schon mit mehreren Kunden, Unternehmen und Behörden, im Bereich der Abfallbeseitigung zusammen. Unser Angebot reicht von der Analyse der Abfälle im Labor bis hin zu ihrer Beseitigung. Dazu stehen unsere eigenen Anlagen sowie dauerhaft oder mobil installierte Elixir™-Anlagen auf den Standorten unserer Kunden zur Verfügung."

      Alain Igel - Leiter des Programms Elixir™