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In Kourou erhält ehemalige Diamant-Startanlage Facelift für Themis 24.09.2021 |  3 Minuten

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Die Reaktivierung des ehrwürdigen Startkomplexes am europäischen Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana startete im Vorjahr 

 

Es war der 10. März 1970, als die erste Rakete von Kourou aus abhob. Der Start des Flugkörpers Diamant vom Gelände desselben Namens stellte den Beginn einer einzigartigen Erfolgsgeschichte europäischer Prägung dar. Nach dem Betrieb der Anlage zwischen 1970 und 1975 übernahm der Launchbereich „Ensemble de Lancement Ariane 1“ (ELA 1) alle Aufgaben und die Diamant-Infrastrukturen wurden deaktiviert. Man schrieb das Jahr 1978.

Vom ArianeGroup-Vorgänger SEREB entwickelte Trägerrakete Diamant beim 

von der CNES durchgeführten Start in Französisch-Guyana

 

2019 wurde von ArianeGroup und der französischen Raumfahrtbehörde CNES die Beschleunigungsplattform ArianeWorks ins Leben gerufen. Sie sollte der Entwicklung der Trägerraketen der Zukunft, vor allem aber der Konzeption des europäischen, kostengünstigen Themis-Demonstrators für wiederverwendbare Oberstufen dienen. Blieb zu klären, wo Start und Landung des Demonstrators stattfinden sollten. Aufgrund der spezifischen Charakteristik der einzelnen Startanlagen stand die Entscheidung zwischen Neubau oder Sanierung eines bestehenden Komplexes im Raum.

Sie sollte der Entwicklung der Trägerraketen der Zukunft, vor allem aber der Konzeption des Themis Demonstrators für wiederverwendbare Oberstufen dienen. Blieb zu klären, wo Start und Landung des Demonstrators stattfinden sollten. Aufgrund der spezifischen Charakteristik der einzelnen Startanlagen stand die Entscheidung zwischen Neubau oder Sanierung eines bestehenden Komplexes im Raum.

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    Bauarbeiten am Diamant-Startgelände in den 1960er-Jahren ©CNES

    In Kourou sind derzeit Anlagen wie jene zum Start von Ariane 5 und Vega in Betrieb, während andere sich nicht mehr in Verwendung befinden, darunter etwa die für die Ariane 4 gebaute Raketenstartanlage ELA 2. Sie wurde nach Abschluss der letzten Mission von den Teams anderen betrieblichen Nutzungen zugeführt.

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      Luftaufnahme vom Startgelände Diamant in den Jahren seiner Nutzung ©CNES

      „Das Diamant-Gelände bietet die idealen Voraussetzungen für eine Wiederinstandsetzung. Es ist weit genug von den derzeit laufenden Anlagen (1 km vom Ariane-5-Gelände) entfernt und gleichzeitig nahe genug, um keine zusätzlichen Schutzmaßnahmen für Menschen und Strukturen erforderlich zu machen“, erklärt uns Henri Kong von ArianeWorks, der seit 2019 für den Bodenbetrieb zuständig ist.

      Arianegroup ensemble de lancement désaffecté
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        Luftaufnahme der stillgelegten Startanlage aus dem Jahr 2005 ©ESA-CNES-CSG-Arianespace

        Luftaufnahme der stillgelegten Startanlage aus dem Jahr 2005 ©ESA-CNES-CSG-Arianespace

         

        Die Wiederverwendung eines bereits genutzten Standorts verkleinert den ökologischen Fußabdruck und spart Zeit und Geld. Die Komplettsanierung bringt jedoch auch zahlreiche Schwierigkeiten mit sich. Vor allem haben die Witterungsbedingungen den Infrastrukturen während der letzten 40 Jahre stark zugesetzt. Außerdem gibt es in Französisch-Guayana zwei wesentliche Jahreszeiten, eine Trockenzeit und eine Regenzeit. Hoch- und Tiefbauarbeiten sowie andere Baumaßnahmen und Erdarbeiten können ausschließlich bei trockenem Wetter durchgeführt werden.

        Vorteil der bereits jetzt künftige Lösungen berücksichtigenden Reaktivierung ist die gemeinschaftliche Nutzung, die insbesondere zu Einsparungen im Hinblick auf die Verkehrs- und Versorgungswege führt. Der Basisabschnitt, d.h. die bei allen Starts verwendeten Ressourcen (Radar, Fernmessung, Kontrollzentrum) entspricht jenem der aktuell betriebenen Trägerraketen.

        Die Bauarbeiten schreiten äußerst zügig voran. Laura Appolloni, Leiterin der Bodensysteme und Operation Managerin bei ArianeWorks führt diesbezüglich aus: „Die stillgelegten Gebäude wurden Ende 2020 abgerissen, nur das Integrationsgebäude blieb bestehen. 2021 haben die Mannschaften dann die Stromnetze und Wasseranschlüsse eingerichtet und diese durch Modernisierungen und Erweiterungen verbessert.“ Als nächstes werden Betonplatten gegossen, damit die Verkehrsmittel auch starten können.

        ArianeGroup démolition bâtiment
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          Ende 2020: Abriss der Gebäude ©CNES

          Für Themis, dessen Größe jene des aktuellen Integrationsgebäudes (im oberen Bild links) überschreitet, ist eine Mobilkonstruktion (in Fertigbauweise) geplant. Der Aufbau der Infrastruktur ist einfacher, da sie vor allem Testläufen dienen wird. Deshalb ist mit einer Fertigstellung bis 2023 zu rechnen.

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            Abflug des Themis vom reaktivierten Startgelände, künstlerische Darstellung ©ArianeGroup

            Die Sanierung ist neben ihren strategischen Vorteilen auch emotional von Bedeutung, denn die Teams sind überglücklich angesichts der Wiederaufnahme des Betriebs. Laura Appolloni kommt zum Schluss: „Die Wiederinbetriebnahme eines Standorts, der einst als Wiege der Raumfahrt in Französisch-Guayana galt, ist für alle Raumfahrtbegeisterten von enormer Bedeutung.“ 

             

            Bis 2023 wird Themis eine Vielzahl weiterer Meilensteine setzen, darunter insbesondere die Tests am ArianeGroup-Standort Vernon. 

            ArianeGroup bedankt sich bei Emline Deseez von CNES sowie Henri Kong und Laura Appolloni von ArianeWorks für ihre Erfahrungsberichte.